Interview mit Bäcker Konrad Stelmaszek: Früh morgens in Königsdorf
Sicher hat sich jeder schon einmal diese Frage gestellt: Wann wird das Brot gebacken, das ich in aller Früh beim Bäcker kaufe? Die Antwort lautet ganz klar: es wird kurz vorher frisch zubereitet. Dafür stehen die Bäckerinnen und Bäcker seit zwei Uhr morgens auf den Beinen und bereiten alles vor. Auch Konrad Stelmaszek, Bäcker in Königsdorf bei Bad Tölz, kennt diesen nächtlichen Arbeitsalltag. Wie genau er zum Bäckerhandwerk gekommen ist, was er am Bäcker-Dasein schätzt und warum er nun auch im Fernsehen zu sehen ist, verraten wir Euch hier.
Isabella Rode
Social-Media hat Isabella schon immer interessiert. Hier kann sich jeder mit jedem über alles austauschen. Deshalb macht ihr die Arbeit an diesem Blog so viel Spaß: Egal ob Friseur, Metzger oder Schreiner, für jeden ist etwas dabei. Jeden Tag passiert was neues, und sie freut sich, daran teilhaben zu können.
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Experten im Handwerk
Während andere schlafen, wird hier schon fleißig gearbeitet
Das Kamerateam des Bayerischen Rundfunks begleitete kürzlich Bäcker Konrad Stelmaszek aus Königsdorf in Oberbayern in seinem Betrieb. Für ihn und seine Mitarbeiter gehört es zum Arbeitsalltag, schon in der Backstube zu stehen, wenn andere sich schlafen legen. Denn damit wir jeden Morgen frische Semmeln und Brezen auf dem Tisch haben, müssen diese erstmal zubereitet werden. Und das geschieht nicht von selbst.
So sieht eine gewöhnliche Schicht aus
Die Arbeitsnacht beginnt damit, den Teig zuzubereiten. Das Kneten der Masse ist das Einzige, das nicht von Hand gemacht wird. Schließlich geht es hier auch um Teig für ungefähr 3000 verschiedene Gebäckteile. Anschließend muss man den Teig „gehen lassen“. Dabei ist es ganz wichtig, dass er nicht zu kurz, aber auch nicht zu lange geht, denn sonst bekommen die Brote eine unschöne Form, erklärt Bäckermeister Konrad Stelmaszek. Seine Frau Maria beginnt anschließend, die ersten fertigen Stücke an ihren Platz zu bringen und den Laden für die Kunden vorzubereiten. Sie erzählt, dass viele Frauen nicht die Möglichkeit haben, im Bäckerhandwerk zu arbeiten, da die Arbeitszeiten nicht in Einklang mit dem Familienleben gebracht werden können. Schließlich ist die Nachfrage nach Backwaren morgens am größten, genau dann wenn die Kinder für die Schule fertiggemacht werden müssen.
Der Dank ist groß
Um sechs Uhr morgens öffnen dann die Ladentüren. Die ersten Kunden sind bereits einige Minuten vorher da und warten auf den Einlass. Sie kommen jeden Samstag, man kennt sich im Dorf und das Verhältnis ist gut. Sie sind dankbar für die frühen Ladenöffnungszeiten und freuen sich schon auf warme Brezen und leckere Croissants. Eine erfolgreiche Nachtschicht für Familie Stelmaszek und ihr Team nimmt ein Ende.
Füreinander bestimmt?
Konrad Stelmaszek arbeitet bereits sein ganzes Leben als Bäcker. Doch was es Bestimmung oder ein Zufall, der dafür sorgte dass er sich dem Bäckereihandwerk widmete? Wir haben mit ihm gesprochen und genau diese Frage gestellt.
Redaktion: Wie sind Sie zum Bäckereihandwerk gekommen?
Stelmaszek: Ich lebe schon seit meiner Geburt auf dem Land. Ursprünglich wollte ich eine technische Ausbildung absolvieren. Jedoch war die nächste mögliche Lehrstelle 15km von meinem Heimatort entfernt. Somit konnte ich diese Stelle nicht annehmen. Mein Vater schlug vor, beim Bäcker im Ort nach einem Ausbildungsplatz zu fragen. So kam ich zum Bäckereihandwerk.
Redaktion: Die Arbeitszeiten sind etwas gewöhnungsbedürftig. Was motiviert Sie, das jeden Tag so durchzuziehen?
Stelmaszek: Natürlich ist das Aufstehen nicht immer leicht, aber man gewöhnt sich daran. Mittlerweile brauche ich nicht mal mehr einen Wecker. Außerdem bietet es auch viele Vorteile: ich habe nachmittags frei und kann alles in Ruhe erledigen. Meine Tochter beispielsweise arbeitet im Krankenhaus und hat Schichtdienst. Das käme für mich nicht in Frage.
Redaktion: Was hat Sie davon überzeugt, Ihren eigenen Bäckereibetrieb zu führen?
Stelmaszek: Ich habe als Kind auf einem Bauernhof gelebt. Schon damals habe ich eigenständig gearbeitet. So ist es auch im eigenen Betrieb: ich wollte selbst etwas schaffen und meine Ideen ausleben können. Außerdem sieht man sofort, was man geschaffen hat, auch wenn nicht immer alle Brezen perfekt aussehen.
Redaktion: Wollten Sie schon immer Bäcker werden oder gab es auch mal einen anderen Wunsch? Wenn ja, welchen?
Stelmaszek: Als ich klein war, wollte ich Postbote werden, weil die Postboten bei uns im Dorf an Feiertagen immer Geschenke erhalten haben. An Ostern gab es beispielsweise Eier und an Weihnachten kleine Geschenke.
Redaktion: Was erfüllt Sie am meisten in ihrem Beruf?
Stelmaszek: Man sieht jeden Tag, was man geschaffen hat. Das Ergebnis der Arbeit und der geschäftliche Erfolg sind sofort sichtbar. Außerdem bekommt man sofort eine Bestätigung, ob es den Kunden gefällt oder nicht. Und man freut sich natürlich auch immer, wenn man um einen Bericht oder Interviews gebeten wird.
Ob Konrad Stelmaszeks Weg zum Bäckereiinhaber ein Zufall oder vielleicht doch eher Schicksal war, kann nur spekuliert werden. Klar ist jedoch, dass er in seinem Beruf aufgeht und den Bewohnern in seiner Heimatstadt mit seinen Backspezialitäten jeden Morgen eine Freude bereitet. Der Videobeitrag über Konrad Stelmaszek kann in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks abgerufen werden: Zum Video
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