Skip to Content

Kreative Ideen und Extrameilen: So wirbt das Handwerk um junge Talente

Kreative Ideen und Extrameilen: So wirbt das Handwerk um junge Talente

Es besteht ein akuter Mangel an Auszubildenden im Handwerk. Ein sicherer Arbeitsplatz, dem noch heute ein goldener Boden nachgesagt wird, reicht nicht mehr aus. Junge Menschen wünschen sich ”mehr” von Ihren künftigen Arbeitgebern. Grund genug also, um der Kreativität freien Lauf zu lassen und bestehende Stellenanzeigen anzupassen. Nahezu unvergessen ist wohl der virale Hit der Tischlerei Sterz aus Geestland bei Bremerhaven. 1,7 Millionen Zugriffe gab es binnen weniger Tage als Reaktion auf das Video, was Glasermeister Sven Sterz bei Facebook veröffentlichte, um zwei Auszubildende zu gewinnen. Diese Aktion führte dann zu 17 Bewerbungen auf zwei Ausbildungsplätze. Zugleich zeigt die Kampagne, dass es nicht nur wichtig ist, neue Wege zu gehen. Sondern auch, dass das Handwerk sich auf anderen Wegen um Auszubildende bemühen muss.

Vanessa Mitryaev

Ein echtes Münchener Kindl mit ganz viel Glück im Leben - denn ihr Vater ist Kaminkehrer. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Vanessa das Handwerk liebt. Und trotz zwei linker Hände erzählt sie auf dem Handwerkblog spannende Geschichten aus dem Handwerk.

Kategorien:

Digitalisierung im Handwerk

Ein Blick auf die harten Fakten

Mehr als 30 Prozent der Ausbildungsplätze konnte das Handwerk in vielen Gewerken im vergangenen Jahr nicht besetzen. Erfolgreiche Handwerksbetriebe sind dadurch gezwungen, Aufträge abzulehnen oder sehr weit verschieben. Grund dafür ist unter anderem fehlendes Personal.

Dennoch sehen viele Schülerinnen und Schüler das Handwerk als interessante Berufsperspektive. So besitzen viele grundsätzlich Interesse am Handwerk und sind sogar bereit dazu, lange Wege zu Berufsschulen in Kauf zu nehmen. Die Gründe sind neben guten Berufsaussichten auch zusätzliche Angebote der Unternehmen, wie zum Beispiel Angebote der betrieblichen Altersvorsorge. Diese ermöglicht es zum Beispiel neben einem Sparvertrag für das Alter auch das Risiko der Berufsunfähigkeit abzusichern. Hier bietet der Münchener Verein als Partner der handwerklichen Versorgungswerke allen im Handwerk tätigen maßgeschneiderte Angebote sowie zahlreiche Sonderkonditionen an.

Skepsis und Fehlannahmen erschweren die Suche

Obwohl sich das Handwerk bemüht, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, gibt es auch Vorbehalte. So ist die Arbeit oft körperlich anstrengend. Doch mittlerweile handelt es sich dabei nicht selten um eine Fehlannahme. Ein Blick in den Alltag vieler Betriebe zeigt nämlich, dass insbesondere im Mittelstand neueste Technologien genutzt werden, um die körperliche Anstrengung zu reduzieren. Vom Exoskelett bis hin zum Einsatz von Robotern – das Handwerk ist in Sachen Digitalisierung weit vorne mit dabei! Und das gilt auch, wenn es um kreative Ansätze in der Azubisuche geht.

Es gibt sie, die Lichtblicke

Ein Beispiel ist Guido Fischer, Dachdeckermeister aus Wenigerode, der seine Auszubildenden täglich mit dem Auto abholt, um der fehlenden Infrastruktur des ÖPNV entgegenzuwirken. Die Zahlen zeigen, dass sich die Eigeninitiative auszahlt: 2,7 Prozent mehr Ausbildungsverträge konnten im Vorjahr bereits unterzeichnet werden.

Aber auch Malermeister Geiselhart aus Pfullingen startet mit seiner Werbekampagne “Azubi-Superstar” auf einem innovativen Weg, Werbung für sein Unternehmen zu machen: Aufgerufen wurde zu einem Casting. Gesucht wurden Darsteller, die in einem von vier Recruiting-Clips mitspielen durften. Hierfür wurde mithilfe von Plakaten an Schulen und innerhalb der Region geworben. Dies trug dazu bei, die Anzahl der Bewerbungen im Betrieb mittlerweile zu stabilisieren.

Vom “Ich” zum “Wir”

Alle Beispiele zeigen, was auch der Betrieb von Roman Geiselhart für sich erkannt hat: “Wir” müssen an uns arbeiten, um unsere Marktposition mithilfe von Nachwuchs dauerhaft zu etablieren. Dies führte gemeinsam mit der zuständigen Handwerkskammer zu einem Workshopkonzept, um die Auszubildenden vom ersten Tag an besser im Unternehmen zu integrieren. Getreu dem Motto: “Wir” statt “ich”.