KI im Handwerk? So gelingt’s!
Backstube, Baustelle oder Frisör - es gibt zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für künstliche Intelligenz im Handwerk. Wir stellen euch drei Beispiele vor, die zeigen, wie ein erfolgreicher Einsatz gelingt.

Münchener Verein
Hier bloggt die Redaktion des Münchener Verein. Passend zum Jubiläum erzählen wir alle Geschichten rund um die Unternehmensgeschichte des Traditionsversicherers. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
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Digitalisierung im Handwerk
Die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) sind vielfältig. Häufig nutzen wir sie schon im Alltag, obwohl/ wobei wir gar nicht mehr wahrnehmen, wo diese neue Technologie bereits genutzt wird. So nutzen wir gewohnte Dienste, wie Google, ohne Neuerungen aktiv wahrzunehmen. Anders ist es im betrieblichen Umfeld. Dort herrscht vor allem die Sorge, was mit dem eigenen Arbeitsplatz passiert. Unsere Beispiele zeigen, dass das Ziel für Unternehmen darin besteht, Win-Win-Situationen für alle Beteiligten zu schaffen.
Schluss mit Lebensmitteln im Müll
Nichts ist so ärgerlich, wie die Entsorgung von Produkten, die jedoch das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Angebote, wie Tafeln oder Too Good To Go, haben sich dies in den vergangenen Jahren zum Geschäftskonzept gemacht und setzen sich für weniger Foodwaste ein. Noch besser wäre es jedoch, wenn es zu dieser Situation gar nicht im erst kommen würde. Immerhin geht es um 11 Millionen Tonnen an Lebensmittelabfällen, die jährlich in Deutschland anfallen.
Axel Schmitt aus Frankenwinheim hat mit BäckerAI (jetzt: AIPERIA) eine Lösung gefunden. So erfährt der Bäcker durch verbaute Sensoren in seinen Auslagen automatisiert, wann und wo eine Nachlieferung nötig ist. Mithilfe von künstlicher Intelligenz kann er dann Prognosen anstellen, um den individuellen Bedarf je Filiale zu bestimmen und sogar auf Nachlieferungen verzichten.
Zukunftswerkstatt KI beim Bäcker bereits gestartet
Für Kunden bedeutet diese neue Entwicklung, dass ein Ausverkauf nur noch vorübergehend möglich ist und sie planbarer erhalten, was sie gerne kaufen möchten. Auch Angestellte profitieren vom Einsatz künstlicher Intelligenz. Sie haben viel mehr Zeit sich mit dem Kunden zu befassen, da weniger Lebensmittel produziert werden, die am Ende nicht mehr verkauft werden. Diese Zeit bleibt nun zur Beratung. Zudem verbessert guter Kundenservice die Bindung an das Unternehmen. Folglich führen zufriedenere Kunden und eine höhere Verfügbarkeit der Backwaren zu mehr Umsatz beim Unternehmen. Dies sichert Arbeitsplätze und Standorte.
Die Vorteile künstlicher Intelligenz haben auch Initiativen und Verbände erkannt. So hat die Zukunftsinitiative Handwerk 2025 gemeinsam mit der Beratungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Handwerk und Mittelstand (BWMH) eine Digitalisierungswerkstatt mit sechs Betrieben initiiert. Die Ergebnisse können hier eingesehen werden.
Auch in Nordrhein-Westfalen tut sich Einiges. Die Fachhochschule des Mittelstands (FHM), das Frauenhofer IOSB-INA Institut in Lemgo sowie die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe treibt gemeinsam seit dem vergangenen Sommer das Vorhaben ”Künstliche Intelligenz und Digital-Offensive für das HANDwerk in NRW” voran. Im Herbst soll als erste Standortbestimmung das Ergebnis einer Umfrage zum Einsatz künstlicher Intelligenz in Handwerksbetrieben vorgestellt werden.
Learning Warehouse im Handwerk
Was für Endkunden gut funktioniert, das kann auch der jeweilige Betrieb selbst einsetzen. So ist es möglich, dasselbe System zu nutzen, um die Lagerhaltung zu optimieren. Schauen wir jedoch ins Bauhandwerk, dann kommt vor allem der vorausschauenden Wartung viel Beachtung zu.
Das Konzept dahinter bezieht sich auf den vermehrten Einsatz von Sensoren an wichtigen Punkten, wie beispielsweise der Heizanlage. So bietet das Unternehmen TECHEM als einer von vielen Anbietern eine Lösung an, um die Wärmeverteilung in Gebäuden zu überwachen und zu optimieren. Ziel dessen ist es, einen effektiven und effizienten Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Für Mieter einer größeren Wohnanlage bedeutet dies, dass sie ihre Wohnräume immer in der persönlichen Lieblingstemperatur vorfinden, wenn sie vor Ort sind. Sind sie nicht zu Hause, können die Energiekosten optimiert werden. Vermieter können somit dauerhaft attraktive Mieten anbieten und das Risiko möglicher Nachzahlungen reduzieren. In der Folge steigt die Zufriedenheit der Bewohner. Ebenso tragen beide Seiten dazu bei, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Gleichermaßen können Wartungen frühzeitig antizipiert und mögliche Ausfallzeiten reduziert werden.
Immer Anschluss unter dieser Nummer
Zuletzt lohnt sich noch der Blick auf die Dienstleister im Handwerk. Auch Frisöre und Kosmetikstudios können vom Einsatz künstlicher Intelligenz profitieren. So nutzen die ersten Salons die Möglichkeit, Frisuren bereits vor dem Schnitt mithilfe eines digitalen ”Anprobierens” zu testen und damit die Zufriedenheit der Kunden zu erhöhen. Margit Skowronek aus Wismar nutzt diese Technologie beispielsweise, um Perücken zu testen. Ihr Betrieb war deutschlandweit der erste, der diese Technologie einsetzen durfte.
Aber auch im Kundenservice leisten Chatbots bereits heute einen wichtigen Beitrag zur Kundenzufriedenheit. Vorbei sind die Zeiten mit laut klingelndem Telefon im Salon, zu dem Frisöre schnell reagieren mussten. Ob Google Duplex oder andere Lösungen - die Möglichkeiten, mithilfe von vorgegebenen Skripten Kundenanliegen, schriftlich oder telefonisch, zielführend zu bearbeiten sind vielfältig.
Das Potenzial hat auch die Friseurakademie Baden-Württemberg erkannt und bietet eigens Kurse zur Qualifizierung für den Einsatz künstlicher Intelligenz im Frisörsalon an. https://www.friseur-akademie-bw.de/index.php/ki-friseursalons
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