Hightech im Handwerk: So modern geht’s heute schon
Das ehrbare Handwerk ist schon lange in der Moderne angekommen: Virtual und Augmented Reality, Apps und Drohnen gehören schon lange zum Ausbildungsalltag vieler Lehrlinge. Aber auch in der Weiterbildung gibt es spannende Angebote, um sich für die Zukunft fit zu machen. Ein Überblick.
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Vanessa Mitryaev
Ein echtes Münchener Kindl mit ganz viel Glück im Leben - denn ihr Vater ist Kaminkehrer. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Vanessa das Handwerk liebt. Und trotz zwei linker Hände erzählt sie auf dem Handwerkblog spannende Geschichten aus dem Handwerk.
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Digitalisierung im Handwerk
Das Handwerk galt lange Zeit als riskant. Bilder von Dachdeckern, die auf hohen Häusern mutig balancieren, um Schäden auszubessern, gehörten lange Zeit zum Alltag und zogen nicht selten Verletzungen nach sich. Kein Wunder also, wenn heute Kaminkehrer, Dachdecker und andere Berufsgruppen, die in großer Höhe arbeiten, sich zunächst mithilfe von Drohnen erst einen Überblick verschaffen und ihre Aufgabe planen, um ihr Risiko zu reduzieren.
Hightech meets Lowtech
Dabei nimmt die Rolle der Technologie stets eine unterstützende Haltung ein: Das Wissen um traditionelles Handwerk bleibt so weiter erhalten und wird auch künftig im Mittelpunkt vieler Arbeiten stehen. Zugleich werden Berufsbilder, wie Schweißer oder Dachdecker, dadurch auch bei jungen Menschen wieder angesagter.
Ein Beispiel dazu, wie dies gelingen kann, zeigt das Bildungszentrum für Metaller in Schweinfurt. Dort werden junge Menschen mithilfe von Augmented Reality von Meistern ausgebildet. Das bundesweit einmalige Projekt, ARihA, wurde gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung entwickelt. Ziel ist es, das Verständnis für technische Vorgänge zu verbessern und durch virtuelle Unterstützung zum Beispiel mithilfe von Lernvideos für ein individuelle Lernerlebnis zu sorgen. So können Lehrlinge ihr Lerntempo selbst bestimmen und erhalten multisensorische Unterstützung, was sich positiv auf die Qualität der Lehre auswirkt und zudem Ressourcen schont.
Modern, sicher und nachhaltig
Die so eingesetzten Technologien erlauben allen Teilnehmern ein wirklichkeitsnahes Erlebnis, was von hoher Sicherheit und minimalem Verbrauch von Materialien gekennzeichnet ist. Deutlich wird dies zum Beispiel beim Erlernen diverser Schweißtechniken, die allesamt ohne Materialeinsatz auskommen, bis die Grundlagen sicher beherrscht werden.
Hierzu zählt neben wichtigem Wissen auch die Ausführung der richtigen Handgriffe. Erst wenn dies problemlos verstanden und erfolgreich in einer virtuellen Umgebung angewendet wird, findet die Anwendung mit echten Rohstoffen statt. So wird die Ausbildung im Handwerk nicht nur digitaler, sondern sie erfüllt auch den Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit. Doch auch außerhalb des Kerngewerks geht es um digitale Helfer:
Das digitale Berichtsheft als Change Maker
So besteht die Möglichkeit, das Berichtsheft künftig nicht nur mithilfe von digitalen Anwendungen zu erstellen, sondern auch per Diktierfunktion zu befüllen. Mithilfe von Technologien, wie Smartphones oder Tablets, haben Lehrlinge die Möglichkeit dazu, ihre Aufzeichnungen mithilfe von Videos und Fotos zu ergänzen.
So wird aus dem Berichtsheft schnell für Einige eine eigene Wissensdatenbank, die auch nach der Ausbildung eine wichtige Rolle im eigenen Berufsleben einnehmen kann. Einmal entwickelt, hat jeder Lehrling sein persönliches Wikipedia, wo er nach wichtigen und wesentlichen Inhalten noch einmal suchen kann.
Zudem können die Inhalte von Ausbildern und Lehrern auch einfacher integriert werden. So bieten einige Anwendungen bereits heute die Möglichkeit, Anleitungen oder Tests zu integrieren. Hierdurch werden die eigenen Aufzeichnungen noch einmal ergänzt und verbessern das Wissen, was Lehrlinge während der Dauer ihrer Ausbildung erwerben.
Aller Technik, Innovation und Hightech zum Trotz bleibt es jedoch das, was es schon immer war: das Handwerk – oder sollten wir besser sagen „Handwerk 4.0“.
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